Regionen-Auswahl Startseite Texte im Leuchtturm-Atlas
zurück

Seitenende

Die kleinsten Wale


Schweinswal
Ein Schweinswal
Foto: Ilka Hasselmeier

Auf Nord- und Ostsee hat der Segler gelegentlich delphinartige Begleiter. Doch was wie ein Flipper aussieht, wird von den Biologen eher als kleiner Wal angesehen.

Nur kurz taucht die Rückenflosse beim Atemholen aus dem Wasser, dann ist er schon wieder weg, der Schweinswal, der auch gelegentlich Braunfisch genannt wird. Er ist an den Küsten aller Ozeane anzutreffen, bevorzugt jedoch die kühleren Gewässer. Vor den niedrigen Temperaturen schützt ihn eine rund 2 cm, in Einzelfällen bis zu 5 cm dicke Speckschicht. Obwohl er wie ein Delphin aussieht und wie dieser zu den Zahnwalen gehört, ist der Schweinswal mit dem bekannten Großen Tümmler nicht sehr eng verwandt.

Schweinswale sind sehr scheu und nur schlecht in Gefangenschaft zu halten. Das meiste, was wir über sie wissen, stammt von Totfunden, Beifängen der Fischerei oder den wenigen Tieren in Aquarien. In der Natur sieht man meist nur kurz den Rücken. Wegen ihres perfekten Echoortungssystems kann man sich Schweinswalen unter Wasser nicht unbemerkt nähern, und wo sie leben, ist das Wasser meist nicht sehr klar. Daher sind sie auch durch Tauchgänge kaum zu erforschen.

"fleisch vollen schleims"

Früher wurden die Tiere Meerschweine genannt, und jüngere waren schon auf dem Speisezettel der Römer sehr beliebt, ältere eher etwas tranig. In Berlin konnte man sie noch um die Jahrhundertwende in Fleischgeschäften erstehen. In einer Beschreibung von 1575 heißt es: "... sein fleisch ist ... vollen schleims, ... ungesund zu eßen, stinkend und dem Magen widrig."

Auch Tran und Häute wurden verarbeitet. Die Braunfische wurden in Buchten getrieben, aus dem Wasser gezogen und erstochen. Daran erinnern noch Namen wie Swinö (Schweineinsel). Das ist offenbar auch der Grund für ihre Scheu, denn vor gut hundert Jahren waren sie den Beschreibungen nach ständige Begleiter der Segler und wurden selbst in Elbe und Rhein häufig gesehen. Heute wird dem Braunfisch nicht mehr direkt nachgestellt, aber als Beifang verenden jährlich ein paar tausend allein in dänischen Stellnetzen. Wahrscheinlich geht allerdings die größte Bedrohung von der Gewässerverschmutzung aus. So wurde Mitte der 70er Jahre bis zu 1/4 g/kg PCB im Fett der Tiere gefunden, angereichert über Plankton und Fische. Ganz selten fanden sich auch Krebse, Muscheln, Schnecken und Algen in den Mägen der untersuchten Exemplare.

Walpark in der Nordsee

Weil die Nordsee vor Sylt und Amrum die Kinderstube der Schweinswale ist, gibt es seit 1. Januar 2000 ganz offiziell einen Kleinwal-Schutzpark vor den Küsten von Sylt und Amrum. Dort leben einige tausend der Braunfische und kalben hier jährlich im Juni. Mit der Umsetzung der Vorschriften hapert es aber noch. Stellnetze unter 2 Metern Höhe sind zunmächst noch erlaubt und Höchstgeschwindigkeiten für Wasserfahrzeuge noch nicht in Seekarten vermerkt.
Vielleicht sehen wir ja aber trotzdem diese Gefährten unserer Boote künftig etwas häufiger.

 

Internet-Hinweise:

Weitere Informationen zum Nordsee-Schutzpark finden sich bei der Schutzstation Wattenmeer

Wer die Schweinswale life erleben möchte, kann sie in Kertemine (Dänemark) im dortigen Fjord- und Beltzentrum sehen.

 

Mit Änderungen aus: segeln 8/1999 (Aug 1999)

Seitenanfang


zurück

Anregungen, Fragen, Kommentare an den Leuchtturm-Atlas
© Leuchtturm-Atlas, Letzte Änderung: 2003-05-26